Weisheitszähne

Weisheitszähne (Synonyme: Dritte Molaren, Dentes sapientes) sind die achten Zähne ab der vertikalen Mittellinie im menschlichen Gebiss. Daher verwenden Zahnärzte häufig die Bezeichnung „Achter“. In seltenen Fällen treten auch noch „Neuner“ usw. auf. Normalerweise hat ein Mensch vier Weisheitszähne, in jedem Gebissquadranten einen.

Besonderheiten und Name 

Weisheitszähne entwickeln sich erst mit ca. 14 Jahren (Mineralisation des Weisheitszahnkeimes im Röntgenbild nachweisbar) und brechen bei den meisten Menschen erst im Erwachsenenalter oder gar nicht durch. Daher der Name „Weisheitszahn“ im Deutschen.

Form und Aussehen

Weisheitszähne gehören zu den Molaren, weichen aber häufiger als andere Zähne von den charakteristischen anatomischen Formen ab. Beispielsweise existieren Weisheitszähne mit nur drei oder aber auch mit fünf Höckern. Auch die Anzahl der Wurzeln ist unterschiedlich. Oftmals sind die Wurzeln miteinander verwachsen oder hakenförmig gebogen, so dass die mögliche Extraktion der Zähne erschwert wird.

Gesundheitliche Folgen

Dieses Missverhältnis bringt bei den oberen Weisheitszähnen in aller Regel nur wenige Probleme mit sich, bei den unteren jedoch häufig erhebliche.

Weil sie als letzte durchbrechen und weit hinten am Kieferwinkel, dem Übergang vom horizontalen zum aufsteigenden Kieferknochenast, lokalisiert sind, finden sie häufig gar keinen Platz mehr (vollständige Retention) oder können nur noch unvollständig durchbrechen (Teilretention). Vollständig retinierte Zähne bleiben normalerweise symptomlos, teilretinierte führen hingegen oft zu Entzündungen (siehe: dentitio difficilis) bis hin zu Abszessen. Im Extremfall kann sogar eine lebensbedrohliche Phlegmone (Weichgewebsabszeß) resultieren. Ursache für eine solche Entzündung ist die Bildung einer kapuzenförmigen Zahnfleischtasche, die zwar den Keimen der Mundhöhle zugänglich ist, aber nur schwer oder gar nicht gereinigt werden kann.

Wachsen die Weisheitszähne nur im Ober- oder Unterkiefer, fehlt ihnen der Antagonist („Gegenspieler“). In der Folge wachsen sie über die Kauebene hinaus (Elongation) bis sie schließlich auf den Gegenkiefer stoßen. Weil Zähne generell die Tendenz haben, „nach vorne aufzurücken“, diese Bewegung bei einer „Teilbelegung“ mit Weisheitszähnen bei Ober- und Unterkiefer aber nicht gleichermaßen erfolgen kann, resultiert oftmals eine unterschiedliche Verschiebung der Zähne, so dass ein Weisheitszahn nicht mehr an seinen natürlichen Antagonisten sondern einen anderen Backenzahn des Gegenkiefers anstößt. Dieses „Gleithindernis“ kann zu Zahnschäden, nächtlichem Zähneknirschen (Bruxismus) und Kiefergelenksbeschwerden führen.

Aus diesen Gründen müssen Weisheitszähne sehr oft entfernt werden. Werden sie als Zahnkeime schon vor ihrem Durchbruch operativ entfernt, so spricht man von einer Germektomie.

 Retinierte Weisheitszähne

„Retiniert“ heißt „zurückgehalten“ (lat. retinere „zurückhalten“), bezeichnet also einen Weisheitszahn, der nicht altersgerecht durchgebrochen ist. Ob ein Weisheitszahn retiniert ist, hängt von mehreren Faktoren ab, so beispielsweise stark vom Alter. Zur Beurteilung dient ein Röntgenbild, ein sog. Orthopantomogramm (OPG), das auch die Lage des Zahnes zu umliegenden anatomischen Strukturen (Unterkiefernerv, Nachbarzähne) in zweidimensionaler Richtung zeigt.